
Herzlich willkommen im Griffith College Halls of Residence, dem Studentenwohnheim zur gleichnamigen Uni und meiner momentanen Adresse!
Hier teile ich mir seit mittlerweile 4 Wochen mit 3 Jungs aus München also ein Appartement. Ok, es ist wirklich nicht ganz billig. Aber für die Preise hier in Dublin ist es eigentlich mittlerer Durchschnitt. Dafür haben wir hier aber wenigstens eine entsprechend eingerichtete Wohnung mit 2 Schlafzimmern, Flur, 2 Bädern und einem Wohnzimmer mit Küchenzeile. Und wenn alle Geräte wie Wasserkocher, Mikrowelle, Herd, Staubsauger, Geschirr usw gestellt werden ist man hier schon mal ein ganzes Stück weiter. Und für den Fall das mal etwas ausfällt beschwert man sich einfach nur und bekommt das entsprechende Teil ersetzt - nagelneu, versteht sich...
Das Leben hier im Wohnheim ist mal etwas ganz anderes. Nicht nur weil man sich seine Wohnung mit anfangs wildfremden Leuten teilen muss, sondern auch weil hier eigentlich immer Leben herrscht und Langeweile eher Seltenheitscharakter besitzt. Wie schnell schaut mal eines der Gesichter vorbei, die man hier mittlerweile kennengelernt hat oder wie schnell ist man auch mal bei jemand anderem in der Wohnung. Und gerade bei spontanen Ausflüge (speziell am Abend) fällt so die Planung und Durchführung wesentlich einfacher. ;-) Und mit der Zeit gewöhnt man sich auch an seine Mitbewohner!

Eine besondere Leidenschaft der Iren sind FEUERMELDER! Ja, diese kleinen Dinger, die einen Höllenlärm von sich geben wenn mal die Scheibe Toast wieder etwas schwärzer geworden ist als sie eigentlich sollte. Von Rauch kann man da noch lange nicht reden...


Unser Wohnheim gleich in dieser Hinsicht einer wahren Vorzeige-Bastion der Brandbekämpfung. Überall findet man diese weißen, unscheinbaren, harmlos wirkenden runden Dinger. Doch hin und wieder ist es nicht der kleine Rauchmelder, der mal wieder auf sich aufmerksam machen muss, sondern die etwas größere, rote Variante. Diese ist dann an ein wiederum rotes Warnlicht über allen Eingängen gekoppelt und gibt noch schrillere und lautere Warnlaute von sich als die kleinere Version...und das im ganzen Wohnkomplex. Und genau dieses nervige Geräusch überraschte uns vor zwei Tagen am frühen Abend!!! Da hieß es dann nur: Schlüssel packen, Ausweis mitnehmen (man weiß ja nie) und dann einfach mal rausgeschlurft...
Die Stimmung der herausströmenden Leute war eine Mischung aus Verwirrung, Unsicherheit und allgemeiner Heiterkeit. Während sich die Gruppe der Leute, die das Haus verließen und dann vor dem Haupteingang versammelten, immer weiter vergrößerte, gab es andere die sich über das ungewöhnliche Getümmel da draußen wunderten. Scheinbar dachten sie dieses ohrenbetäubende Piepen in ihrer Wohnung war nur der hauseigene Weckservice.
Zwei überkorpulente US-Studentinen beispielsweise bemerketen erst beim Blick aus dem Fenster dass sie vielleicht doch langsam ihr Appartement verlassen sollten. Das taten sie dann auch irgendwann. Ungefähr 5 Minuten später kamen sie durch die Tür nach draußen...beide mit einem großen Teller Pizza in der Hand!!! Ich möchte hier nicht über vorherrschende Klischees urteilen. ;-) Andere waren scheinbar gerade gut am feiern gewesen. Sobald man sich ihnen näherte hatte man schon bei einem Abstand von 2 Metern Entfernung einen nicht nur dezenten Alkoholgeruch in der Nase. Das ganze Spektakel wurde zusätzlich von einer Gruppe immer noch feiernder Iren mit Bierdosen in der Hand von ihrem Fenster aus dem dritten Stock aus bejubelt.
Ein wenig fühlt man sich bei solchen Szenen schon an frühere Landheimfahrten erinnert...
Damit war das Kapitel Feueralarm(übung oder blinder Alarm?) erst einmal überstanden. Dachten wir zumindest! Doch vergangene Nacht wurden wir eines besseren belehrt. Gegen 4 Uhr am Morgen wollte ich mich schon darüber ärgern dass die Nacht mal wieder vorbei war und der Wecker, mein persönlicher Freund, sich die Seele aus dem Hals piepte. Doch so langsam wurde mir bewusst dass es nicht der Wecker war, der lag noch ruhig schlummernd neben mir. Es war die bereits erwähnte Feuersirene. Und zu allem übel nicht die des Nachbarhauses wie erhofft, sondern wieder einmal unsere. Also raus aus dem Bett, schnell ein paar warme Sachen gesucht, die anderen zusammengetrommelt, Schlüssel gepackt und dann gings wieder mal nach draußen. Ich muss zugeben, es war eine wunderschöne sternenklare Nacht. Dementsprechend waren dann auch die Temperaturen, nämlich a...kalt!!! Während einige Bewohner im Bademantel oder Schlafanzug nach draußen tapsten gab es auch einige die entweder nur barfuss(!) und in Boxershorts(!) im Eiltempo das Haus verliesen oder andere, die mit Decken und Wintermänteln, in mehreren Schichten übergestülpt, herauskamen. Die vorhin erwähnten Amerikanerinen waren diesmal auch pünktlich dabei...wobei die eine schon wieder am Kauen war. Was mir immer noch unbegreiflich ist waren Leute die schon perfekt gestylt in Jeans und komplettem Outfit vor der Tür standen.Entweder sind sie grad erst heim gekommen oder legen sie wirklich sehr viel wert auf ihr öffentliches Erscheinungsbild. Ist ja auch klar, dass man lieber noch mal den Lidschatten vorher nachschminken sollte, wenn es dann vor gutaussehenden Feuerwehrmännern nur so wimmelt, die einem leider nicht helfen können, weil man immer noch vorm Spiegel steht... Und unsere Biertrinker-Fensterwinker-Fraktion war auch wieder gut am Feiern. Nachdem anfangs alle ziemlich genervt waren dass sich das Szenario "Feueralarm" so schnell wiederholt hatte und so ziemlich alle (bis auf die Biertrinker) aus mehr oder weniger schönen Träumen gerissen wurden, heiterte sich die Stimmung langsam auf und man schob sich gegenseitig mit einem breiten Grinsen die Schuld für den Alarm aufgrund von "Unfähigkeit zum Kochen", "Rauchen unter dem Feuermelder" oder einfach nur "zu heißen Fantasien" zu.
Die Ursache für den Alarm habe ich bisher noch nicht erfahren. Doch es war alles andere als ein erstzunehmendes Feuer...wieder einmal.
Naja, so hat man wenigstens mal gesehen wer noch alles mit einem zusammen das Haus teilt...und wie diese Leute mal völlig ungeschminkt und verpeilt aussehen. ;-) Hoffen wir mal dass die heutige Nacht ein wenig ruhiger wird...