Mittwoch, 24. Oktober 2007

Vier Prozente für ein Tröt

Die zwei Seiten des Studentenlebens: Es ist eben nicht immer alles nur Ausschlafen, den Tag genießen und Feiern...irgendwann holt einen auch mal die Realität ein und man fährt vor Schreck am ganzen Körper zusammen. Das Schreckgespenst heißt "Klausuren"! Und genau das macht auch vor dem Semester hier keinen Halt.

Da haben wir das Studium hier gerade mal angefangen und dann schon wieder Prüfungen?! Da kann doch was nicht stimmen... Naja, ich muss zugeben dass es bis zu den Final-Exams noch eine Weile hin ist. Aber die sind vom Stil her hier ein klein-wenig-total anders als bei uns in Deutschland. Und um uns wenigstens das schon einmal vorzuführen gibt es hier eben die sogenannten Midterm-Exams als eine Art Vorprüfung die (abhängig vom Fach) zu bestimmten Prozentsätzen in die Endnote eingehen. Damit wären wir schon beim nächsten Punkt den die Iren auf ihre ganz eigene Art und Weise interpretieren und umsetzen: Die Benotung! Während man in Deutschland ja eine klare Einteilung von wahlweise 1 bis 5 oder 1 bis 6 hat, haben sich die Iren das einfach mal etwas anders überlegt. Alles andere wäre ja auch zu verständlich! ;-)

Hier mal ein kurzer Erklärungsversuch:
Am Anfang muss mal wiederdie höhere Philosophie ran. Die besagt, dass kein Mensch perfekt ist. Klingt zwar komisch, ist aber so! Das nächste ist aber, dass man von vornherein gesagt bekommt, dass es eigentlich sowieso unmöglich sein wird 100% zu erreichen, auch wenn man noch so gut ist...Na wenn das mal nicht aufbaut!

Aber da kommt wieder die Idee mit dem "Nobody is perfect" ins Spiel. Denn um eben 100% zu erreichen muss man eine perfekte Leistung abliefern. Und die wird ja wie schon gesagt sowieso ausgeschlossen. Denn jede abgelieferte Leistung ist noch steigerungsfähig - sei es durch Zusatzinformationen, Beispiele oder weiterführende Gedanken. Wenn man nur die sture Theorie bringt und auf ein vorgefertigtes Antwortbild hofft wird man schnell enttäuscht sein. Denn diese Leistung bringt einem gerade mal ein simples "past", was soviel wie "bestanden" heißt und etwa 40% entspricht...mehr nicht!
Die nächste Stufe wäre dann mit 55% ein sogenannter "Second Class Honours - Grade II", schon etwas besser, aber steigerungsfähig (und schon mehr als von der Aufgabenstellung gefordert). Mit 63% erreicht man einen "Second Class Honours - Grade I", das enstpricht einer schon außerordentlich guten Leistung. Und die Grenze zwischen 69% und der nächsthöheren (und letzen Stufe) ist erstaunlich dehnbar und ist von den Dozenten mehr als gut durchdacht. Eine einfache Anzahl erreichter, mathematisch kalkulierbarer Punkte macht hier nicht viel aus. Viel mehr geht es hier um eine Einstellungssache und wie sehr man die Leistung des Studenten schätzt. Die letzte erreichbare Stufe mit 70% nennt sich dann "First Class Honours" und lässt sich auf Deutsch einfach mit den Worten "außergewöhnlich gut" oder "exzellent" ausdrücken. Und hier gibt es nur noch eine geringfügige Ausdehnung nach oben die an sich nicht mehr sooo viel zu sagen hat da in der Regel 80% das absolute zu erreichende Maximum ist.
Das war also das Thema "Bewertungssystem in Irland", kommentiert von der Maus und dem Elefanten aus der "Sendung mit der Maus"....

Aber ganz egal wie das Benotungssystem auch ist - geschrieben werden müssen die Klausuren trotzdem. Da ja mittlerweile schon wieder Mittwoch ist haben wir inzwischen eine Präsentation in Tourismus-Marketing (am Montag) und 2 Klausuren hinter uns. Die beiden Exams heute waren in den Fächern "Irish Economy and Society" (Wirtschaft und Gesellschaft) und "Irish History" (Geschichte von der Frühzeit, über die Kelten, Wikinger, die Besetzung durch England bis in die heutige Zeit). Naja, noch zwei Tage und da je 2 Prüfungen und dann ist auch schon wieder alles überstanden und es steht eine Woche Ferien an.

Doch die wollen erst einmal verdient sein und deshalb werde ich mich gleich mal wieder hinter meine Hefter verabschieden und erst wieder melden, wenn ich den Kopf ein wenig freier habe!

Samstag, 20. Oktober 2007

Gut gesagt

Und wenn wir die Welt durchreisen,
um das Schöne zu finden:
Wir mögen es in uns tragen,
sonst finden wir es nicht.


(PS: Dank an Martin für das Foto.)

Montag, 15. Oktober 2007

Klein, rund...aber LAUT

Herzlich willkommen im Griffith College Halls of Residence, dem Studentenwohnheim zur gleichnamigen Uni und meiner momentanen Adresse!

Hier teile ich mir seit mittlerweile 4 Wochen mit 3 Jungs aus München also ein Appartement. Ok, es ist wirklich nicht ganz billig. Aber für die Preise hier in Dublin ist es eigentlich mittlerer Durchschnitt. Dafür haben wir hier aber wenigstens eine entsprechend eingerichtete Wohnung mit 2 Schlafzimmern, Flur, 2 Bädern und einem Wohnzimmer mit Küchenzeile. Und wenn alle Geräte wie Wasserkocher, Mikrowelle, Herd, Staubsauger, Geschirr usw gestellt werden ist man hier schon mal ein ganzes Stück weiter. Und für den Fall das mal etwas ausfällt beschwert man sich einfach nur und bekommt das entsprechende Teil ersetzt - nagelneu, versteht sich...

Das Leben hier im Wohnheim ist mal etwas ganz anderes. Nicht nur weil man sich seine Wohnung mit anfangs wildfremden Leuten teilen muss, sondern auch weil hier eigentlich immer Leben herrscht und Langeweile eher Seltenheitscharakter besitzt. Wie schnell schaut mal eines der Gesichter vorbei, die man hier mittlerweile kennengelernt hat oder wie schnell ist man auch mal bei jemand anderem in der Wohnung. Und gerade bei spontanen Ausflüge (speziell am Abend) fällt so die Planung und Durchführung wesentlich einfacher. ;-) Und mit der Zeit gewöhnt man sich auch an seine Mitbewohner!


Eine besondere Leidenschaft der Iren sind FEUERMELDER! Ja, diese kleinen Dinger, die einen Höllenlärm von sich geben wenn mal die Scheibe Toast wieder etwas schwärzer geworden ist als sie eigentlich sollte. Von Rauch kann man da noch lange nicht reden...










Unser Wohnheim gleich in dieser Hinsicht einer wahren Vorzeige-Bastion der Brandbekämpfung. Überall findet man diese weißen, unscheinbaren, harmlos wirkenden runden Dinger. Doch hin und wieder ist es nicht der kleine Rauchmelder, der mal wieder auf sich aufmerksam machen muss, sondern die etwas größere, rote Variante. Diese ist dann an ein wiederum rotes Warnlicht über allen Eingängen gekoppelt und gibt noch schrillere und lautere Warnlaute von sich als die kleinere Version...und das im ganzen Wohnkomplex. Und genau dieses nervige Geräusch überraschte uns vor zwei Tagen am frühen Abend!!! Da hieß es dann nur: Schlüssel packen, Ausweis mitnehmen (man weiß ja nie) und dann einfach mal rausgeschlurft...

Die Stimmung der herausströmenden Leute war eine Mischung aus Verwirrung, Unsicherheit und allgemeiner Heiterkeit. Während sich die Gruppe der Leute, die das Haus verließen und dann vor dem Haupteingang versammelten, immer weiter vergrößerte, gab es andere die sich über das ungewöhnliche Getümmel da draußen wunderten. Scheinbar dachten sie dieses ohrenbetäubende Piepen in ihrer Wohnung war nur der hauseigene Weckservice.
Zwei überkorpulente US-Studentinen beispielsweise bemerketen erst beim Blick aus dem Fenster dass sie vielleicht doch langsam ihr Appartement verlassen sollten. Das taten sie dann auch irgendwann. Ungefähr 5 Minuten später kamen sie durch die Tür nach draußen...beide mit einem großen Teller Pizza in der Hand!!! Ich möchte hier nicht über vorherrschende Klischees urteilen. ;-) Andere waren scheinbar gerade gut am feiern gewesen. Sobald man sich ihnen näherte hatte man schon bei einem Abstand von 2 Metern Entfernung einen nicht nur dezenten Alkoholgeruch in der Nase. Das ganze Spektakel wurde zusätzlich von einer Gruppe immer noch feiernder Iren mit Bierdosen in der Hand von ihrem Fenster aus dem dritten Stock aus bejubelt.
Ein wenig fühlt man sich bei solchen Szenen schon an frühere Landheimfahrten erinnert...

Damit war das Kapitel Feueralarm(übung oder blinder Alarm?) erst einmal überstanden. Dachten wir zumindest! Doch vergangene Nacht wurden wir eines besseren belehrt. Gegen 4 Uhr am Morgen wollte ich mich schon darüber ärgern dass die Nacht mal wieder vorbei war und der Wecker, mein persönlicher Freund, sich die Seele aus dem Hals piepte. Doch so langsam wurde mir bewusst dass es nicht der Wecker war, der lag noch ruhig schlummernd neben mir. Es war die bereits erwähnte Feuersirene. Und zu allem übel nicht die des Nachbarhauses wie erhofft, sondern wieder einmal unsere. Also raus aus dem Bett, schnell ein paar warme Sachen gesucht, die anderen zusammengetrommelt, Schlüssel gepackt und dann gings wieder mal nach draußen. Ich muss zugeben, es war eine wunderschöne sternenklare Nacht. Dementsprechend waren dann auch die Temperaturen, nämlich a...kalt!!! Während einige Bewohner im Bademantel oder Schlafanzug nach draußen tapsten gab es auch einige die entweder nur barfuss(!) und in Boxershorts(!) im Eiltempo das Haus verliesen oder andere, die mit Decken und Wintermänteln, in mehreren Schichten übergestülpt, herauskamen. Die vorhin erwähnten Amerikanerinen waren diesmal auch pünktlich dabei...wobei die eine schon wieder am Kauen war. Was mir immer noch unbegreiflich ist waren Leute die schon perfekt gestylt in Jeans und komplettem Outfit vor der Tür standen.Entweder sind sie grad erst heim gekommen oder legen sie wirklich sehr viel wert auf ihr öffentliches Erscheinungsbild. Ist ja auch klar, dass man lieber noch mal den Lidschatten vorher nachschminken sollte, wenn es dann vor gutaussehenden Feuerwehrmännern nur so wimmelt, die einem leider nicht helfen können, weil man immer noch vorm Spiegel steht... Und unsere Biertrinker-Fensterwinker-Fraktion war auch wieder gut am Feiern. Nachdem anfangs alle ziemlich genervt waren dass sich das Szenario "Feueralarm" so schnell wiederholt hatte und so ziemlich alle (bis auf die Biertrinker) aus mehr oder weniger schönen Träumen gerissen wurden, heiterte sich die Stimmung langsam auf und man schob sich gegenseitig mit einem breiten Grinsen die Schuld für den Alarm aufgrund von "Unfähigkeit zum Kochen", "Rauchen unter dem Feuermelder" oder einfach nur "zu heißen Fantasien" zu.
Die Ursache für den Alarm habe ich bisher noch nicht erfahren. Doch es war alles andere als ein erstzunehmendes Feuer...wieder einmal.

Naja, so hat man wenigstens mal gesehen wer noch alles mit einem zusammen das Haus teilt...und wie diese Leute mal völlig ungeschminkt und verpeilt aussehen. ;-) Hoffen wir mal dass die heutige Nacht ein wenig ruhiger wird...

Sonntag, 14. Oktober 2007

Von einem Taxi, Bällen und etwas Glück

"Der Ball ist rund." "Ein Spiel hat 90 Minuten." ...Und wir haben zwei Tickets!!!


Lange haben wir es ja schon gewusst dass in der Zeit wo wir hier in Dublin sind, auch das Europameisterschafts-Qualitfikationsspiel zwischen Deutschland und Irland stattfinden wird. Doch von dem Gedanken das Spiel hier tatsächlich live ansehen zu können mussten wir uns schon frühzeitig verabschieden. Die offizielle Bewerbungsfrist für die Karten war schon Februar abgelaufen. Und mal eben schnell am Ticketschalter um die Ecke war da nichts mehr zu machen. Die Tickets waren restlos ausverkauft! Und bei einer erwarteten Zuschauermenge von 80.000 Menschen ist das nicht gerade sooo einfach. Da blieb nur noch eine Möglichkeit: Ebay!
Doch auch von der Idee verabschiedeten wir uns bei Ticketpreisen angefangen ab 150 Euro schnell...

Der Tag kam näher und so langsam machte sich unter uns Vorfreude auf das Spiel breit. Nicht nur dass wir hier auf einer Insel sind, die einfach fussballverrückt ist, sondern auch wenn man fern von daheim hier so eine Möglichkeit erhält die eigene Flagge etwas höher zu halten, ist das schon ein tolles Gefühl. Und wenn man dann noch gemeinsam feiert, Spass hat und zwischen all dem grün auch die deutschen Farben entdeckt kann man nicht anders als mindestens die Mundwinkel zu einem freundlichen Grinsen zu formen und auf deutsch sein entgegenkommendes Gegenüber zu grüßen. Und die Reaktion war nicht selten ein erstmal etwas verdutztes Gesicht! ;-)

Doch leider klappt es ja irgendwie nie so richtig wie man es plant (oder auch nicht plant), aber wir mussten zumindest feststellen, dass die Suche nach einem Pub mit guter Stimmung um das Spiel anzuschauen, einfach in einem heillosen Chaos endete. Nachdem mehrere Lokale schon um 15 Uhr knackevoll waren, wobei das Spiel erst um 19.45 Uhr losgehen sollte, mussten wir uns etwas anderes einfallen lassen. Der letzte Versuch war ein Pub der noch gut Platz für uns hatte - dementsprechend verhalten war aber auch die Stimmung. Nichts für uns! Also wieder rein ins Taxi und zurück ins Stadtzentrum. Auf dem Weg dahin hatten Martin und ich scheinbar gar kein Glück. Unser Taxifahrer war zwar ein super netter Typ und für einen guten Plausch bereit, aber leider steuerte er uns direkt in einen Stau rein. Wie wir später erfuhren waren wir nur noch ein paar hundert Meter vom Stadion weg, deshalb ging also gar nichts mehr. Während das Taxometer fleißig lief, wir so im Stau standen und das Stadion vor uns leuchten sahen hörten wir im Radio die Live-Übertragung. Unser Taxifahrer drehte plötzlich das Radio lauter auf mit den Worten "Jetzt spielen sie eure Nationalhymne...". Das war also der Moment den ich irgendwo in einer großen Menge mit vielen anderen Deutschen erleben wollte. War wohl nichts! So summten wir eben die Melodie mit und fragten uns wie der Rest des Abends noch werden könnte. Danach war unser Taxifahrer dran, der gemütlich den Text auf Gälisch mitsang. Naja, das war eben auch mal was anderes. Hat man nicht so häufig.


Irgendwann erzählte er uns etwas von "Schwarzmarkt" und "Restkarten". Martin und ich schauten uns beide an, überlegten kurz ob es wohl klüger wäre weiter im Stau vorwärts zu ruckeln und für die letzten 5 Minuten endlich im Pub anzukommen oder ob wir wenigstens mal unser Glück versuchen und etwas Stadionatmosphäre schnuppern sollten... Also fix Taxi bezahlt, raus und schnellstmöglich Richtung Stadion. Auf dem Weg dahin gerieten wir an einen jungen Mann der uns mit ein wenig Verhandlungsgeschick seine Restkarten gab. Auch wenn wir der ganzen Sache noch nicht ganz trauten, aber einen Versuch war es wert. Wir kratzten uns letztes Geld zusammen, bedankten uns artig und näherten uns dem Stadion im Sprinttempo. Nur noch dieses Tor, hier werden die Karten kontrolliert! Wir geben die Karten hin...sie werden gescannt...und die Lampe leuchtet grün: Wir sind drin!!! Und bei unseren Plätzen angekommen (Sitzplatz auf dem oberen Rang) waren diese auch noch frei. Und um den kulturell internationalen Aspekt nicht ganz aus dem Auge zu verlieren: Wir waren mitten im irischen Block gelandet und umgeben von grün...


Das Endergebnis des Spiels war zwar nicht der erwartete und erhoffte Sieg, aber wenigstens gab es mit dem 0:0 einen Punkt und uns blieb nach der Spielleistung die Schande einer Niederlage erspart. Mein Sitznachbar hätte sich sicher gefreut (würde mir ja auch so gehen). Doch er war eben doch ein Ire, fair und nett zu jeder Zeit. Jedes Mal wenn er sich in seinem Übermut etwas über die Deutschen aufregte oder Witze machte wurde er plötzlich wieder ruhig, drehte den Kopf in meine Richtung und entschuldigte sich mit einem ehrlich gemeinten "Sorry", als ob nicht wir die Eindringlinge in seinen Block, sondern vielmehr er der Eindringling in unseren Block gewesen sei. So etwas findet man auch nicht alle Tage...

Ziehen wir ein Fazit dieses Abends: Die Deutschen haben ihre Qualifikation für die Euro 2008 vorzeitig geschafft, wir hatten einen lustigen Abend, haben nette Leute kennengelernt, haben im Croke Park Stadion eine super Atmosphäre der 80.000 Besucher erleben können...und wir haben für unsere Karten nur die Hälfte oder ein Viertel dessen ausgegeben, was andere Spontankäufer unter unseren Kommilitonen bezahlt haben... ;-)

Montag, 8. Oktober 2007

Das Wichtigste steht nicht in den Noten

"Wer die Musik liebt kann nie unglücklich werden."
(Zitat von Franz Schubert)

Wenn man durch die Strassen von Dublin läuft hat man den Eindruck als ob es genau das ist was die so angenehme und umgängliche Art der Leute hier ausmacht. Das von der Nachbarinsel Großbritannien gute Musik kommt, darin besteht kein zweifel. Aber mal abgesehen von U2 und Thin Lizzy haben bisher wenige irische Ba
nds die Hitlisten aufmischen können.

Doch wenn man
sich in dieser Stadt ein wenig umsieht merkt man, dass hier Musik, und alles was damit zu tun hat, allgegenwärtig ist. Und dabei rede ich nicht von den unzähligen Plattenläden oder Instrumenten- und Musikzubehör-Shops. Vielmehr meine ich live gespielte Strassenmusik. Allein in der Grafton-Street, Dublins Haupteinkaufsstrasse und Fußgängerzone tummeln sich verschiedene Musiker jeglicher Genre. Hier sieht man mal einen lustigen alten Herren der mit seinem Banjo irische Folksongs neuinterpretiert und nach "Bob Marley-Manier" singt, weil er für 5 Jahre auf Jamaika gelebt hat. Dort sieht man eine Gruppe Studenten die mit ihren Trommeln die ganze Strasse zum Beben, und die umstehenden Zuschauer zum Tanzen bringen. An einer anderen Ecke steht ein Junge von vielleicht 15 Jahren und trällert Opernarien vor sich hin, dass die 3 Tenöre wie lausige Anfänger dastehen.


Für einen Menschen wie mich, der sich ein Leben ohne Musik nicht vorstellen kann und der oft immer irgendeine Melodie im Kopf mit sich herumträgt, ist Dublin genau das richtige Pflaster. Man hört und sieht mit welcher Leidenschaft die Musiker spielen und wird gleich davon angesteckt. Und ich bin dabei nicht der Einzige, der mit einem Lächeln seinen weiteren Weg durch den Tag geht.

Gerade das Nachtleben hier wird von Live-Musik geprägt wie das keiner anderen Stadt in Europa. Wenn man sich für ein paar Bier auf ins Kneipenviertel "Temple Bar" macht trifft man allerorts auf Gleichgesinnte. Nur einen Platz auf der Strasse gesucht, einen Verstärker aufgebaut, das Kabel eingestöpselt und fertig ist die provisorische Bühne. Hier findet man Menschen aus aller Herren Länder die das Vorbeigehende mit ihren Klängen in ihren Bann ziehen. Besonders beliebt sind bei den Musikern die Richtungen Rock, Brit-Pop, Alternativ und Indie. Und gegen so ein paar handgezupfte Akkorde hat auch ein MP3-Player nicht wirklich eine Chance wenn es um den Wohlfühlfaktor geht. ;-)

Auch in den Pubs selbst findet man oft Live-Bands. Zum einen gehören sie einfach zum traditionellen Inventar eines guten irischen Pubs, zum anderen lassen sich die Iren gern von handgemachter Musik mitreißen und auch aus touristischer Sicht lässt sich diese selbstgemachte Stimmungsmache wunderbar vermarkten. Denn zum Takt guter live gespielter irischer Folkmusik schmeckt das Bier einfach besser und die Leute bekommen gleich noch etwas von dem gewünschten Klischee mit. Doch so hart das auch klingen mag, ich meine das jetzt nicht negativ. Denn wenn man, so wie wir, mit mehreren Leuten unterwegs ist lässt sich die Musik, die Stimmung und auch die kulturelle Besonderheit wunderbar aufsaugen. Und wenn man dann in seinen Reihen auch noch eine Nora hat, die ein Jahr in Irland gelebt und dabei Irish Dancing gelernt hat was sie unter anfeuerndem Beifall aller Anwesenden zum Besten gegeben hat...dann kommt das richtige Feeling auf. Und das Grinsen konnte ich mir dann auch nicht verkneifen als sie von allen Seiten danach für ihre Tanzkünste hochgelobt wurde. Und alle die mitbekommen haben dass sie eigentlich Deutsche ist mussten mehrfach nachfragen ob sie das jetzt richtig verstanden hatten...











Pubs gibt es viele in der Stadt. Doch der Abend in einem Pub namens "Porterhouse" wird mir sicher noch ein Weilchen in Erinnerung bleiben. Mal abgesehen von der liebevollen rustikalen Ausgestaltung und dass hier auch deutsches Bier ausgeschenkt wurde war es die Dekoration mit Flaschen von Biermarken aus aller Welt die mir besonders aufgefallen ist (ja, auch 4 sächsische Flaschen sind mir sofort ins Auge gefallen). Doch noch beeindruckender war die Band an diesem Abend. Sie waren inmitten des Pubs, der sich über mehrere Etagen nach oben erstreckte, auf einer Art Bühne, wo sie von allen gehört und gesehen werden konnten. Ihr Repertoire erstreckte sich über Rocksongs aller Art und Generation. Spätestens bei Pink Floyds "Teacher leave them Kids alone" fand ich mich in einer mitfeiernden, singenden und klatschenden Menge wieder die einen von der Stimmung her mitriss. Und die Herren die da auf der Bühne standen brauchten den Vergleich mit den Originalen in keinster Weise scheuen. Als die Stimmung richtig am Kochen war verabschiedeten sie sich mit dem weltbekannten Song eines Dubliner Originals...und alle Anwesenden stimmten mit ein zu den Klängen von U2's "With or without you"...

Montag, 1. Oktober 2007

Musikalischer Whiskey

Das Semester läuft schon wieder auf Hochtouren und morgen müssen wir hier die erste Präsentation über selbstgewählte Besonderheiten der Stadt halten. Ich bleibe meinem Musikgeschmack treu und habe als Thema Thin Lizzy ausgesucht, die erste wirklich erfolgreiche irische Rockband lange vor U2. Den Wenigsten wird dieser Name überhaupt etwas sagen. Doch ein Song von ihnen wurde unzählige Male von diversen Bands gecovert und ist hier in Dublin noch allgegenwärtig.

Die Rede ist von "Whiskey in the Jar", eigentlich einem typisch irischen Folksong dem die Jungs etwas mehr Feuer gegeben haben. (Man beachte die Schreibweise Whiskey mit "ey" am Ende, da es sich um die irische Version handelt) Später wurde der Song noch von Leuten wie beispielsweise Metallica gecovert.

Der Frontsänger Phil Lynott ist auf den Straßen der Stadt noch immer als Bronzestatue präsent. Jeden Tag stehen Touristen vor der Figur und fotografieren sie ohne eigentlich zu wissen wer das da ist.
Wieso ich mir da so sicher bin? Das ist alles per Umfrage wissenschaftlich belegt. ;-)
Mit der Zeit hat sich eine kleine Tradition entwickelt und die in der Nähe ansässigen Blumenhändler befestigen jeden Tag an der Statue eine kleine Blume. Jedes Mal eine andere Sorte, jedes Mal an einer anderen Stelle. Wer sich den Spaß machen will kann ja mal auf dem Bild hier nach der Blume suchen...

Doch zurück zum Thema Whiskey. Für Liebhaber akoholischer Getränke gilt ja die irische Version als besonders gut. Und wie schon gesagt - das Thema ist hier in der Stadt allgegenwärtig. Man braucht meist nicht weit zu laufen bis man wieder an einem Schaufenster vollgestopft mit Flaschen verschiedener Form und Füllung, vor allem aber Preisklassen vorbei kommt.


Nur so als kleine Info: Ich habe ja schon einmal gesagt dass Dublin eine teure Stadt ist. Mag das der Grund sein oder auch dass es für gewisse Getränke auch gewisse gut betuchte Liebhaber gibt. Aber ich habe zum Beispiel im Schaufenster diese 44 Jahre alte Flasche Willie Napier Whiskey gefunden für den schlappen Preis von nur 499,99 Euro. Da sollte man es sich gut überlegen ob man nicht doch lieber Tee vorzieht...