Freitag, 28. September 2007

In jedem Rot steckt ein wenig Grün

Jedes Land hat seine ganz speziellen Eigenarten, das steht außer Frage! Doch die erste Begegnung ist eben doch erst einmal etwas ungewohnt und bedarf einiger Zeit sich daran anzupassen. Während meiner drei Monate in Spanien bin ich ja schon oft mit Sachen konfrontiert wurden, die kurios, amüsant oder auch einfach nur unverständlich waren. Und auch hier in Irland ist das nicht viel anders. Aber der Mensch ist ja ein Gewöhnungstier... ;-)

Neues Land, neue Kultur, neue Küche - aber der Kaffee, das Grundnahrungsmittel eines Studenten - sollte ja überall auf der Welt gleich sein. Denkste! Während man in Deutschland bei der Bestellung eines Latte Macchiato ein großes Glas Kaffee-Milch-Mix bekommt, ist das hier in Dubin gerade mal eine Art Espresso. Wenn man also einen von uns bekannten Latte Macchiato bestellen will muss man nach einem Cafe Latte verlangen...manchmal bekommt man auf diese Bestellung aber auch einen Milchkaffee. Im Spanischen wäre dieser Milchkaffee aber ein Café con leche (dt: "Kaffee mit Milch"), während ein normaler Kaffee wie wir ihn aus Deutschland kennen ein Cortado wäre (dt: "gekürzter").
Wer sich aber einen Kaffee schwarz bestellen will und nach einem Café solo verlangt wird wieder einen Espresso vor sich stehen sehen.

Da wäre es manchmal besser Tee zu trinken...!

Eine andere Eigenart speziell hier in der irischen Hauptstadt ist die Auslegung der Verkehrsregeln: So moralisch wir auch in Deutschland erzogen wurden die Farben rot und grün zu unterscheiden, wer dieses Lebensmotto hier weiter rigeros verfolgt wird von früh bis spät nur mit einem niemals enden wollenden Kopfschütteln durch die Stadt gehen müssen und wahrscheinlich an einer der zahlreichen Rot-Ampeln, die einfach nicht auf Grün schalten wollen, verhungern. Doch was meine ich genau damit? Schaut es euch am Besten selbst an:

Wenn es eine Weltmeisterschaft im Bei-Rot-über-die-Straße-gehen geben würde, sie würde ganz sicher in Dublin ausgetragen und die Einwohner hätten gute Chancen diesen Titel zu gewinnen. Es gibt Einzeltäter, die noch schnell zwischen vorbefahrenden Autos durchschlüpfen und auch das Lemmingsyndrom, also dass sich große Massen kollektiv über die Straße schieben sobald die Ampel auf "Kirschgrün" umschaltet. Und dabei handelt es sich nicht nur um die üblichen rüpelhaften Jugendlichen, hier machen alle mit: Junge, Alte, Gehbehinderte, Schwangere, Mutter mit Kinderwagen oder mit Kind am Arm (siehe Bild oben).
Und wer jetzt meint: "Naja, sie sind vielleicht bei grün losgelaufen und wollen halt nur noch die Straße überqueren anstatt wieder auf halbem Wege umzukehren..." Netter Gedanke, aber der zählt leider nicht! Denn hier in Dublin gibt es nicht nur zwei, sondern 3 Farben an der Fußgängerampel. Und orange bedeutet hier "Bitte nicht mehr loslaufen". Doch gerade diese Farbe motiviert Fußgänger noch einmal einen Extrasprint hinzulegen, während sie dann bei Rot wieder ganz gemütlich über die Straße schlendern. Doch wenigstens sind die Iren anständig. Anstatt einfach irgendwo die Straße zu überqueren machen sie es eben nur an den vorgesehenenÜberwegen mit den roten Ampeln. Welche Variante besser ist ist wohl Anssichtssache: Eine Straße zu überqueren wo man keine Ampel sieht oder dem roten Licht noch frech entgegen zu grinsen und trotzdem zu laufen.

Doch um dieses Verhalten ein wenig zu etschuldigen sei noch soviel zu sagen: Zum einen kommt es oft im Stadtzentrum zu Staus, so dass sowieso alle Autos stehen und man gefahrlos die Straße überqueren kann. Des Weiteren ist die Ampelschaltung hier auch etwas ganz besonderes. An manchen Kreuzungen kommt es vor dass alle Verkehrsteilnehmer gleichzeitig rot haben und nichts mehr fährt oder geht (oder wohl besser "gehen sollte"). Der Sinn solcher Augenblicke der Verkehrsruhe hat sich mir noch nicht erschlossen, mal schauen ob das noch wird!
Ach und eines sei vielleicht auch noch zu sagen: Die gefährlichste Situation hier im Straßenverkehr hatte ich nicht mit einer roten Ampel, sondern als ich eine Straße bei grün überqueren wollte und plötzlich ein Bus um die Ecke bog der mich fast überfahren hätte...

Die Konstellation Auto-versus-Mensch ist ja bekanntermaßen nicht gerade die gesundeste. Und gerade als Festlandeuropäer ist man immer wieder der Gefahr ausgesetzt beim Überqueren der Straße reflexartig auf die falsche Straßenseite zu schauen. Denn bekanntermaßen gilt hier in Irland wie auch in England Linksverkehr (auch wenn an der Kreuzung dann doch das bekannte Rechts-vor-Links gilt). Das dieses Thema nicht ganz so lustig ist wie es anfangs scheint musste leider eine Kommilitonin von uns nach ihrer zweiten Woche hier erfahren, als sie beim Überqueren der Straße von einem Bus erfasst wurde und jetzt im Krankenhaus liegt.
Ganz liebe Grüße und Gute Besserung an dieser Stelle!!!

Dienstag, 25. September 2007

Reisefieber



"Eine Reise ist immer ein Akt der Wiedergeburt. Du wirst vor vollkommen neue Situationen gestellt, der Tag vergeht langsamer, und zumeist verstehst du die Sprache nicht, die die Menschen sprechen. Genau wie ein Kind, das aus dem Mutterleib kommt. Unter solchen Umständen misst du dem, was dich umgibt, eine viel größere Bedeutung bei, da dein Überleben davon abhängt. Du bist Menschen gegenüber offener, weil sie dir vielleicht in schwierigen Situationen helfen können. Und du nimmst immer das kleinste Geschenk der Götter mit so großer Freude auf, als handele es sich um etwas, was man sein ganzes Leben lang nie wieder vergisst."

(Auszug aus Paul Coelhos "Auf dem Jakobsweg")


Ich will Kühe...

Mittlerweile habe ich mich hier in meiner neuen Heimat für die kommenden Monate ganz gut eingelebt. Die Iren sind schon ein liebenswertes Völkchen. Und auch wenn Dublin mit seinen die Hauptstadt der Republik Irland ist, kommt man sich doch teilweise wie in einer gemütlichen Vorstadt vor. Kaum eines der Gebäude ist so wirklich hoch gebaut, große Bürokomplexe mit sterilen Glasfassaden sucht man hier (fast) vergebens. Stattdessen wirkt alles, mal abgesehen vom Verkehrschaos, gemütlich und die Fassaden sind oft mit viel Liebe zum Detail gestaltet.

Deutlich wird die Größe Dublins und seiner Bedeutung für Irland selbst wohl erst wenn man sich die Einwohnerzahlen anschaut. In der Stadt selbst leben ca. 550.000 und damit in etwa so viele Menschen wie in Dresden. (Wenn der Babyboom in Dresden anhält überholen wir die Inselmetropole sogar noch... ;-) )
Im Großraum Dublin leben ungefähr 1,7 Millionen Menschen und damit mehr als ein Drittel der insgesamt nur 4 Millionen Einwohner die Irland besitzt.

Ach, nur so als Anmerkung: Der Gesamtzahl von Iren stehen 6 Millionen Rinder und 4,5 Millionen Schafe gegenüber. Das bedeutet rein rechnerisch kommen auf jeden Iren 1,5 Rinder und 1,125 Schafe. Nur bei den Schweinen muss man sich hier reinteilen, da treiben auf der Insel nur 1,7 Millionen ihr Unwesen (entsprechend also der Einwohnerzahl Dublins).

Das soll es gewesen sein zu eigentlich unwichtigen Fakten von der grünen Insel...

Samstag, 22. September 2007

Erste Eindrücke


Da ist man gerade erst ins Flugzeug eingestiegen, hat für eine Woche einen kurzen Zwischenstop in Dresden gemacht und ehe man sich versehen konnte ging es schon wieder weiter nach Dublin.
Also zwei Flüge mit Lufthansa gebucht, rein ins Flugzeug und dann mit Zwischenstop in Frankfurt direkt auf die grüne Insel.

Beim Flug zwischen Dresden und Frankfurt hat sich noch nicht einmal das hinsetzen und anschnallen gelohnt. Gleich nachdem das Flugzeug abgehoben hatte setzte der Pilot schon wieder zum Landeanflug auf den größten Flughafen Deutschlands an. Und wenn ich "groß" sage meine ich auch "groß"... Die Busfahrt vom Flugzeug zum Ankunftsterminal dauerte fast länger als der gesamte Flug zuvor. Aber das Fliegen mit Lufthansa in einer Linienmaschine, vollgestopft mit Businessleuten war gerade verglichen mit meinen Erfahrungen zuvor im Ferienflieger von und nach Spanien einfach nur ein Traum - Beinfreiheit, Ruhe und super Service.

Hier in Dublin angekommen lief alles super bis ich im Wohnheim ankam. Da wusste plötzlich niemand dass ich überhauot ankommen würde, das Büro war schon geschlossen und der Security-Guard hatte leider nicht den erhofften Schlüssel für mich. Da hieß es also warten bis er irgendwann einmal jemanden erreichen konnte der ihm auch sagen konnte was nun weiter mit mir zu machen sei. Auch wenn ich eigentlich nur in mein Bett wollte habe ich das Beste aus der Situation gemacht und bin ein wenig herumgelaufen, habe mich umgeschaut und gleich eine ganze Menge Leute kennengelernt. Und nachdem ich dann wenigstens erst einmal ein Übergangszimmer für eine Nacht bekommen hatte ging es auch gleich mit eben den zuvor kennengelernten Mädels aus Berlin in den Pub um das erste allseits bekannte Guiness zu trinken. Zugegeben das Bier ist echt geschmackssache - aber worüber man ganz sicher nicht streiten kann ist die Tatsache dass die Preise hier mehr als teuer sind. Und gerade bei einem Durchschnittspreis von 5.50 Euro pro Pint (Glas) sollte man es echt genießen...

Donnerstag, 20. September 2007

Lebenszeichen aus Irland

Nach einem kurzen Zwischenstop für eine Woche in Deutschland hat es mich hier auf die nächste Insel verschlagen. Das Ziel der Reise war diesmal Dublin, die Hauptstadt der Republik Irland (nicht zu verwechseln mit dem zu GB gehörenden Teil Nordirland)...vorbei sind die Tage von andauerndem Sonnenschein, blauem Himmel und tagtäglich angenehmen Temperaturen. Hier wechselt sich das Wetter häufig aller halben Stunden und blauer Himmel am Morgen heißt noch lang nicht dass man trocken durch den Tag kommt... ;-)

Aber der unglaubliche Charme der Stadt, die vielen grünen Ecken und die herzliche Art der Leute machen das schnell wieder wett. Und außerdem bin ich ja auch nicht zum Urlaub machen hier, sondern um mein Auslandssemster zu absolvieren. Und in einem Land was für seine Exportschlager Whiskey und Guiness bekannt versteht man unter einem feuchtfröhlichen Studentenleben auch noch etwas anderes.

Soweit es mein Internet zulässt versuch ich euch (diesmal etwas regelmäßiger) mit Neuigkeiten inklusive Bildern auf dem Laufenden zu halten und auch das Design der Seite mal etwas auf den neuesten Stand zu bringen.

Bis dahin noch schöne Grüße von der grünen Insel!

Sonntag, 2. September 2007

Indische Nacht auf Teneriffa

Was auf den ersten Blick ziemlich absurd scheint (Wo ist denn bitteschön der Zusammenhang zwischen Indien und Teneriffa?) ist beim Betrachten der Menge an von Indern betriebenen Elektroläden hier auf der Insel gar nicht mehr so ungewöhnlich. Man hat sich eben daran gewöhnt dass hier nicht nur die Gäste in den Hotels, sondern auch die Bewohner aus allen möglichen Ländern dieser Welt kommen.

Aber gestern Abend gab es hier im Hotel eine ziemlich bunte und ganz sicher nicht alltägliche Veranstaltung. Die Rede ist von einer indischen Hochzeit mit alle drum und dran. Und wenn ich hier "alles" sage meine ich das auch so... Man mag es mir verzeihen dass ich die Namen der Gastgeber aus Datenschutzrechtlichen Gründen hier nicht nennen kann (und einfach auch weil ich mich an diese komplizierten Buchstabenkonstrukte nicht mehr erinnern kann). Aber das tut hier auch wenig zur Sache. Viel interessanter ist das Ereignis an sich und was alles so dazugehört hat.

Wenn man in unseren Breiten an eine Hochzeit denkt hat man meist das Bild einer beschaulichen Familienfeier im Kopf. Irgendwie war das hier auch so...nur das die Zahl der geladenen Gäste locker die Zahl 500 übersteigt. Exklusiv für die Veranstalung wurde ein Abenduffet und Tische am Pool errichtet und der Glaspavillon mit Blick aufs Meer war der Ort für den zeremoniellen Teil des Abends. Beim direkten Blick aufs große Wasser und den Sonnenuntergang im Hintergrund fällt die Entscheidung jetzt "ja" oder "nein" zu sagen doch etwas leichter. ;-)

Der Rest des Abends war ein wahres Schauspiel der Farben. Zum einen waren die Frauen in die traditionellen Saris gekleidet, die nicht nur immer mit Perwoll gewaschen zu sein schienen (toll diese knalligen Farben), sondern auch überseht waren mit diversen Goldstickereien. Ein anderes farbliches Highlight war das eigens bestellte Feuerwerk im Wert von 25.000 Euro...
Aber bei einer Getränkerechnung von allein knapp 12.000 Euro für die Poolbar fallen diese Nebenausgaben auch nicht mehr ins Gewicht. Und dabei war die Miete, das Essen, der Service und die Organisationskosten noch nicht mit eingerechnet. Sobald ich dazu mehr weiß werde ich es euch wissen lassen...
Das gleich überreichte Hochzeitsgeschenk, ein nagelneuer Mercedes der auf Umwegen extra vorgefahren wurde, wirkt hier ja fast schon nur noch als nettes Beiwerk. (Alle PS-Liebhaber die gern wüssten um welches Modell es sich handelt muss ich leider enttäuschen, ich weiß es nicht.)

Abenteuer Busfahren

Eigentlich unterscheiden sich die deutschen Busfahrer in ihrer "Freundlichkeit" und dem ständigen Zeitdruck kaum von ihren Kollegen hier auf der Insel. Aber eben nur eigentlich...
Doch mit der Zeit merkt man dass es sich bei den teneriffischen Vertretern dieser Gattung um eine ganz spezielle Form handelt.

Der typische Busfahrer hier auf Teneriffa, nennen wir ihn "Fernando", tritt stets nur mit Sonnenbrille auf. Das gilt auch für den späten Abend, während der Pausen oder bei sonstigen Situationen außerhalb des Fahrerhauses. Wahrscheinlich gehört die einfach zur vorgeschriebenen Arbeitskleidung und ist mit der Zeit irgendwann festgewachsen. Doch es muss sich dabei um eine Spezialanfertigung handeln die gleich ein Fadenkreuz inklusive hat. Und dieses ist speziell auf Fußgänger ausgerichtet die gerade die Straße auf einem Zebrastreifen überqueren wollen. Diese Zebrastreifen scheinen sowieso einer verlängerten Zieleinrichtung für manche Autofahrer zu zu dienen.

Auf Ampeln wird hier auf der Insel großzügig verzichtet. Stattdessen kann sollte man sich aber sicher über den Zebrastreifen bewegen können. Sollte... Denn gerade für Bus- Taxi- und Motorradfahrer ist das Grund genug noch einmal richtig Gas zu geben um so näher sie der Markierung kommen. Da herrscht dann das Gesetz des Stärkeren!

Doch auch das Busfahren selbst gestaltet sich als wahres Abenteuer. Hierfür sollte man von vornherein zwei Dinge in großem Maße besitzen: Zeit und Geduld.
Wer aus Deutschland den vertrauten Blick auf den an jeder Haltestelle aushängenden Fahrplan kennt wird hier leider enttäuscht. Für den Fall dass es wirklich einen Auhang gibt (Seltenheit!!!) erkennt man darauf nur die planmäßige Abfahrtszeit an der Starthaltestelle und die Ankunftszeit an der Zielhaltestelle. (Planmäßig bedeutet hier nach spanischem Zeitmaß etwa plus/ minus eine halbe Stunde.) Für alle anderen Stationen zwischendurch kann man nur das Pi-mal-Daumen-Verfahren anwenden und warten, warten...und warten. Für den Fall dass doch mal ein Bus vorbeikommt heißt das noch lang nicht dass er auch automatisch hält. Wenn man dem Fahrer nicht deutlich zu erkennen gibt dass man gern einsteigen will, Handzeichen sind gut aber sich fast vor den Bus zu werfen ist wirkungsvoller, verhält sich dieser meist wie an den Zebrastreifen: Er gibt noch einmal richtig Gas und braust durch! Ich zähle lieber nicht auf wieviele Busse mir trotz deutlichem Arm rausstrecken einfach davon gefahren sind...

Von fahrenden Kühlschränken (Klimaanlage im Bus) , Haltestellen für Überlandbusse mitten auf der Autobahn und ungeplanten Zwischenstops weil sich der Busfahrer erst einmal gemütlich im nächsten Laden Getränke kaufen musste erzähle ich lieber bei passender Gelegenheit und einem kühlen Bier selbst... ;-)